Hochschule Düsseldorf
University of Applied Sciences
Fachbereich Elektro- & Informationstechnik
Faculty of Electrical Engineering & Information Technology

Praxissemester in Tennessee

​​​​​Praxissemester in Tennessee USA

Vorbereitung

Die Vorbereitung auf eine Praktikums- oder Praxisphase im Ausland benötigt eine gewisse Zeit sowie Geld und Geduld. Für mich starteten meine Überlegungen sehr früh. Ungefähr ein Jahr im Voraus habe ich den Entschluss gefasst, mein Praxissemester im Ausland zu verbringen. Schnell stellte sich die Frage, was ich denn überhaupt arbeiten will und in welchem Land. Als Wirtschaftingenieur stehen verschiedene Wege offen. Als erstes habe ich mich für ein Land entschieden. Da Englisch die einzige Fremdsprache ist, die ich halbwegs beherrschte, und ich gerne einmal so richtig „weit“ von zu Hause weg sein wollte, fiel meine Wahl auf die USA. Ebenso dachte ich, dass meine Chancen auf eine Praktikumsstelle in den USA größer sein würden als in anderen Ländern. Jedoch unterschätzte ich den Aufwand für Bewerbungen, Visa, Planung etc.


Bewerbung

Am Anfang stand für mich auf dem Plan, vollständige englische Bewerbungsunterlagen zu erstellen. Dazu gehören ein Cover Letter (Anschreiben) und ein Resumé (Lebenslauf). Beispiele dafür können im Internet gefunden werden. Es ist auch gut, nach der Fertigstellung alles einmal gegenlesen zu lassen.


​​​​Praktikumsplatz finden

Dieses ist wohl eine der schwersten Aufgaben. Hier heißt es, ständig Augen und Ohren offen zu halten.

  • Fra​g deine Professoren! (Manchmal haben diese echt gute Kontakte.)
  • Benutze google maps. Gib das ein, woran du interessiert bist (z.B. Erneuerbare Energien, Autoproduktion, Wirtschaftsingenieurwesen) und schau, was du im Bereich der USA finden kannst.
  • Schau nach allen Arten von Unternehmen (große bis kleine).
  • Du hast schon eine Ausbildung in einem internationalen Unternehmen absolviert? Frag da doch mal, ob die Möglichkeit eines Praktikums im Ausland besteht.
  • Für dein Visum ist eine Organisation hilfreich. Diese kann dir auch bei der Stellensuche helfen.
  • Du stellst dir schon vor, in Miami Beach mit einem Cocktail deinen Feierabend zu genießen? Wenn du wirklich in die USA gehen möchtest, solltest du deinen Wunschort beiseite schieben und dich darauf konzentrieren, eine Stelle zu finden, wo dir das Arbeiten Spaß machen wird und nicht wo das Wetter am besten ist.
  • Versuche einen Ansprechpartner zu finden, dem du eventuell deine Bewerbung zukommen lassen kannst. Eine gute Möglichkeit hierfür ist LinkedIn.
  • Halte Ausschau nach​ ausgeschriebenen Praktikumsstellen! Diese findest du meist auf den Internetseiten.

Visum

Sobald eine Stelle gefunden worden ist, kann ein Visum beantragt werden. Da meine Firma sehr klein war, musste ich mich um mein Visum selbst kümmern.
Für die Beantragung braucht man einen so genannten Sponsor. Ich fand meinen mit der Organisation Travelworks in Münster. Dort bekommt man alle weiteren Informationen.

Mein Leben in den USA

Während der Beantragung des Visums und der Organisation eines günstigen Fluges machte ich mir auch Gedanken, wo ich denn die nächsten Monate wohnen würde. Hier erhielt ich Unterstützung von meinem Vorgesetzten, der mir mit einigen Kontakten aushalf. Dadurch habe ich ein Zimmer in einer WG gefunden. Andere Möglichkeiten sind zum Beispiel die Internetseite craigslist
Ohne ein Auto kommt man im Bundesstaat Tennessee nicht weit. Ich hatte das Glück, dass ich mir den Pick-Up von meinem Chef leihen konnte. 
So konnte ich in mein neues Leben starten. Ich war mobil, hatte eine wundervolle WG, das Wetter war schön und ein gold‘ner Herbst stand vor der Tür.

Meine Erfahrungen waren durchaus positiv. In der Firma herrschte ein angenehmes Arbeitsklima und es gab auch gemeinsame Veranstaltungen. Diese reichten von kleinen so genannten Lunch and Learns, über die monatlichen Geburtstagskuchenaktionen bis zu größeren Herbst- und Weihnachtsfeiern. Da meine Firma nur ca. 50 Mitarbeiter hatte, kannte jeder jeden, was die Zusammenarbeit sehr viel einfacher machte.

Mein Chef kam gebürtig auch aus Deutschland, was die Kommunikation gerade am Anfang sehr viel einfacher gemacht hat. Dennoch: alle E-Mails und die meisten Gespräche waren auf Englisch. Nach anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten bin ich mit der Zeit immer besser klar gekommen. Mein tägliches Leben gestaltete sich relativ einfach, da die Arbeit sehr viel Zeit in Anspruch genommen hat.

Als Ausgleich zur Arbeit habe ich getanzt und mich mit unterschiedlichen Wochenendtrips meine Freizeit vertrieben. Außerdem gab es diverse Unisportveranstaltungen wie Football, Basketball oder Baseball, die immer einen Besuch Wert waren. 
Ein riesiges Highlight in den USA war das Thanksgivingfest. Das war wie in einem Film. Ich besuchte mit meiner Mitbewohnerin ihre Familie in Florida. Alleine der Roadtrip mit unserem Hund und einer weiteren Freundin war sehr spannend. Am Thanksgivingtag gab es dann ein typisches amerikanisches Essen mit einem Truthahn und diversen anderen Leckereien. Der Tag nach Thanksgiving ist der sogenannte „Black Friday“, an diesem Tag fährt man einkaufen. Viele Geschäfte haben spezielle Angebote, reduzierte Preise etc. Das ganze Wochenende war total schön und entspannt. Für viele Amerikaner sind diese Feiertage ihr Jahresurlaub. Also waren jede Menge Leute unterwegs und man hatte viele interessante Begegnungen.
Das Weihnachtsfest habe ich mit meiner Schwester verbracht. Es hat mir sehr geholfen, einen Teil meiner Familie bei mir zu haben und ein wenig zu reisen, denn gerade an Weihnachten bekommt man noch einmal Sehnsucht nach der Heimat und seiner Familie.

Nach dem Weihnachtsfest ging es schon in den Endspurt. Das „Heimweh“ wandelte sich in Wehmütigkeit. Es war ein komisches Gefühl. Was würde einen erwarten, wenn man Ende Februar wieder in Deutschland sein wird? Kann man in Kontakt bleiben mit den Freunden in Amerika? 

Fazit

Jetzt wo ich wieder daheim bin, blicke ich immer wieder gerne auf meine Zeit zurück und kann nur jedem zu diesem mutigen Schritt raten. Man macht seine eigenen Erfahrungen und verbessert seine internationale Kommunikation sehr. Ich habe immer noch ein bisschen Kontakt zu den Leuten in den USA und versuche nach meinem Studium ihnen ein Besuch abzustatten. Zurück in Deutschland pendelte sich der Alltag schneller ein als vorgestellt.

Mit den oben genanten Vorbereitungen und meinem Glück hatte sich mein Alltag in den USA als sehr entspannt und schön herausgestellt. Das tägliche Fahren zur Arbeit wurde zur Gewohnheit, das bessere Wetter machte mich manchmal glücklicher und die offene kommunikative Art mochte ich sehr.
Abschließend kann ich nur noch sagen, dass ich einige Sachen hier in Deutschland sehr vermisse und die USA immer ein faszinierendes Land für mich bleibt, in dem ich sechs Monate meines Lebens verbracht habe.

Für weitere Informationen stehe ich gerne zur Verfügung.

Maike Wiethaup​