Die Reise kann beginnen
Um noch relativ günstige Flüge zu bekommen, hatte ich direkt nach Erhalt der Studienplatzzusage meinen Flug reserviert. Doch bevor es endlich losgehen konnte, stellte ich mir die Frage: „Was nehme ich mit und vor allem wie kriege ich Klamotten für 5 Monate in einen einzigen Koffer?“ Glücklicherweise ist es in L.A. bis November sehr warm und ich habe einfach so gepackt, als würde ich in den Urlaub fliegen. In den USA ist man ja auch nicht aus der Welt und man kann dort natürlich auch alles weitere Notwendige kaufen. Am wichtigsten war es, alle Unterlagen beisammenzuhaben. Zusätzlich zu den ohnehin wichtigen Unterlagen habe ich mir noch einen Internationalen Führerschein für zirka 15€ beim Straßenverkehrsamt ausstellen lassen. Dies hätte ich mir im Nachhinein auch sparen können, da der deutsche
Führerschein dort auch keine Probleme gemacht hat. Trotzdem war ich so auf der sicheren Seite. Am 16. August konnte es nun endlich losgehen. Die Nacht vorher war ich so aufgeregt, dass ich kaum geschlafen habe. Am Düsseldorfer Flughafen habe ich mich mit zwei weiteren „CSUFlern“ getroffen und erst einmal auf die folgende Reise angestoßen. Der Countdown zum Start der Reise ging dem Ende zu. Das Flugzeug erhob sich in den Himmel: „L.A. wir kommen!“
Nach 14 Stunden Flug setzte das Flugzeug zur Landung an und es konnte noch immer keiner von uns glauben, dass wir jetzt fünf Monate in den Vereinigten Staaten studieren werden. Ein weiterer Kommilitone sollte zirka eine Stunden später auch landen. Eine kaputte Kaffeemaschine in seinem Flieger ließ uns eine weitere Stunde am LAX auf ihn warten. Er hatte nämlich schon vor Reiseantritt ein Auto gemietet, womit wir vom LAX nach Fullerton kommen sollten. Endlich war er da und wir konnten uns auf die Highways begeben und dieses riesige Land tat sich vor uns auf. Alles war so groß und wir hatten alle Schmetterlinge im Bauch. Fünf Monate USA! Da abzusehen war, dass wir nicht vor 17:00 Uhr am University Village ankommen werden, hatten wir uns schon von Deutschland aus ein Hotelzimmer in der Nähe gemietet. Völlig übermüdet fielen wir in unsere Betten und der nächste Tag konnte beginnen. Aufgrund des Jetlags fiel es
auch keinem von uns schwer, sehr früh aufzustehen. Erste Station war das University Village, in welchem wir fast alle ein Zimmer zugesagt bekommen hatten. Schnell konnten wir dieses auch beziehen. Beziehen hieß in dem Fall erstmal Koffer reinschmeißen, einmal umdrehen und wieder raus, raus in Richtung Campus.
CALIFORNIA STATE UNIVERSITY, FULLERTON!
Einmal über den kompletten, riesigen Campus haben wir es zum International Office geschafft. Dort mussten wir uns nämlich persönlich melden, um den Studierendenausweis zu erhalten und
zu erfahren, in welchen Fächer wir definitiv eingeschrieben sind. Ich war direkt in drei von vier Kursen eingeschrieben. In den Studiengebühren sind nämlich nur vier Kurse vorgesehen. Jeder weitere würde nochmal 300$ pro ECTS-Punkt kosten. Den vierten Kurs musste ich dann eine Woche später „crashen“, d.h. man geht in seine gewünschte Vorlesung und fragt danach den Professor, ob noch ein Platz frei sei. Das Ganze ist ziemlich stressig, da man quasi die ersten beiden Wochen damit beschäftigt ist, über den ganzen Campus von Vorlesung zu Vorlesung zu rennen. Letztendlich habe ich noch einen vierten Kurs ergattern können. Das Studium an der CSUF kann beginnen. Um sich von den Eskapaden des Unialltags abreagieren zu können, bietet die Uni ein recht großes Fitnesscenter inklusive Schwimmbecken für 120$ pro Semester an.
Meine Kurse:
Engineering Economics and Professionalism:
Dieser Kurs war eine Art BWL-Grundkurs für Ingenieure. Es wurden Zinsrechnung, Wertanalyse, verschieden Kapitalflussrechnungen, Kapitalverzinsung und Abschreibung beigebracht. Zudem wurde fachgemäße und ethische Verantwortung gelehrt. Der unterrichtende Professor konnte diese Themen sehr gut erläutern und war auch immer wieder für Scherze und lustige themenbezogene Geschichten zu haben.
Introduction to Linear Systems:
Der Inhalt dieses Kurses war: Entwicklung von Zeit- und Frequenzbereichmodellen für physikalische Systeme, die Linearisierung und Darstellung von Blockdiagrammen und Signalflussgrafiken, zeitdiskrete Systeme und digitale Signale einschließlich der Verwendung von Z-Transformationen, Analyse und Design von kontinuierlichen und zeitdiskreten System mit Blockdiagrammen und Stabilitätstheorie der kontinuierlichen und diskreten Zeitsysteme.
Field Theory and Transmission Lines:
Inhalt: Einheiten, Felder und Wellen, Wiederholung von komplexen Zahlen, Herleitung der Gleichungen von Koaxialleitern , Wellenausbreitung, Kraftfluss auf Leitungen,
Impedanzanpassung und Stub-Design, Vektorrechnung, Koordinatensysteme, Vektoroperanden, elektrische Felder, Maxwellgleichungen, Gauss-Gesetz, elektrische Felder in Materialien, Magnetfelder, Ampere-Gesetz, Magnetfelder in Materialien.
Introduction to Logic:
In diesem Kurs wurde gelehrt, wie man professionell argumentiert. In all diesen Kursen wurden jeweils zwei Midterms und ein Final Exam geschrieben. Die sprachlichen Schwierigkeiten haben sich glücklicherweise nach den ersten paar Wochen – dank vielem Vokabellernen – gelegt und ich konnte den Kursen relativ einfach folgen. Ein bisschen nervig sind die vielen Hausaufgaben, die man zwischendurch zu erledigen hat. Ich kann also sagen, dass die Kurse an sich nicht schwer waren, aber durch die vielen Hausaufgaben und den vielen Prüfungen doch recht zeitaufwendig sind.
Das Leben außerhalb des Studiums
Das Leben in diesem Semester war trotz Universität ein einziges Abenteuer. Durch das University Village hatte ich jederzeit viele verschiedene Leute um mich, mit denen man ständig etwas unternommen: Sport, Relaxen oder Party. Hier in Kalifornien geht alles ein bisschen lockerer an als in Deutschland und die Menschen sind im ersten Moment eindeutig offener gegenüber neuen bzw. fremden Menschen. Man wird überall gefragt, wie es einem geht und jeder ist für ein Plausch bereit. Außerdem sind alle sehr hilfsbereit. Man muss nur aufpassen, dass keiner einen abzockt. Wenn es um Geld geht, sind die Amis nämlich mit Vorsicht zu genießen. Die Lebenshaltungskostensind nicht so, wie man es von zu Hause gewohnt ist. Beim Einkaufen bekommt man dann schnell den Schock, die Preise sind meist deutlich höher als in Deutschland. Des Weiteren gibt es glücklicherweise, wie man es sich von den USA vorstellt,
wirklich an jeder Straßenecke eine Fast-Food-Kette, allerdings ist dies nicht mit dem deutschen Burger King oder McDonald‘s zu vergleichen. Auswahl, Vielfalt und Qualität sind weitaus höher als in Deutschland.
Da wir freitags keine Uni hatten, ging das Wochenende natürlich schon am Donnerstagmittag los. Dann waren nach Möglichkeit immer Ausflüge geplant oder auch mal die ein oder andere Party. Meistens ging es nach Downtown Fullerton, Los Angeles, Studentenpartys im UV, Brea Mall oder an einen der wunderbaren Strände. Bei unseren zahlreichen Ausflügen ging es dann nach Los Angeles, Hollywood, San Diego, San Fransisco, Los Angeles National Forrest, Sequoia Nationalpark, Yosemite Park, Las Vegas, Grand Canyon oder an einen der zahlreichen Strände wie z. B. Santa Monica Beach, Huntington Beach, Venice Beach oder New Port Beach.
Fazit
Es hat sich sehr gelohnt. Auch wenn ich viel Geld losgeworden bin, bin ich um viele Erfahrungen reicher geworden. Zudem habe ich viele neue sehr nette Leute aus aller Welt kennengelernt und
so auch in viele verschieden Kulturen reinschauen können. Mein Englisch hat sich sehr verbessert und ich kann es einfach noch einmal wiederholen: Ein Auslandssemester ist das beste,
was man während seines Studiums machen kann.
Felix Hapke